Corona wird nicht die letzte Krise sein, der wir und unsere Organisationen ausgeliefert sind. Vorhersagen gehen eher in die Richtung, dass größere disruptive Veränderungen im Zuge der Klimakrise häufiger werden und in ihrer Intensität zunehmen. Unsere sozialen und technischen Systeme werden immer volatiler. Auch die Häufigkeit von Pandemien steigt mit der zunehmenden Umweltzerstörung durch den Menschen. Nie war Veränderung auf unserem Planeten so schnell wie heute. Während nennenswerte Veränderungen früher Jahrtausende gedauert haben, wissen wir heute nicht genau, wie unsere Welt in zwanzig – oder sogar in fünf Jahren aussehen wird.
Sicherheit gibt es nicht mehr. Die innere und äußere produktive Verarbeitung von Unsicherheit – uncertainty – wird zur Schlüsselkompetenz. Hierbei sind Dinge auf verschiedenen Ebenen wichtig:
- Veränderungen müssen überhaupt erstmal möglichst frühzeitig wahrgenommen werden. Dazu braucht es ein Sensorium, was bereits kleine aber relevante Veränderungen registriert und als bedeutsam einstuft. Ein Corona-Ausbruch in China oder ein austrocknender See in Brandenburg sind solche Frühindikatoren.
- Man muss bereit sein, die eigenen Verhaltensroutinen gemäß dieser Veränderungen erst einmal zu stoppen und dann auch zu verändern. Und das möglichst frühzeitig und konsequent. Jedes Verschleppen einer relevanten Umweltveränderung macht die Situation schwieriger.
- Da die Situationen neu sind und wir auch neue Reaktionen auf sie ausprobieren müssen, brauchen wir die Offenheit zu überprüfen, ob unsere Reaktionen richtig sind. Helfen sie uns bei der Anpassung an die neue Umweltsituation – oder müssen wir unsere Strategie verändern?
- Es ist hilfreich, sich vor einer schweren Krise schon einmal innerlich mit der Möglichkeit von Krisen auseinander zu setzen. Das hilft uns, nicht überwältigt zu sein, wenn eine Krise eintritt, sondern dann handlungsfähig zu sein, weil wir bereits an einer anderen Stelle der Bewältigungskurve stehen (Trauerkurve, Elisabeth Kübler-Ross; Theorie U, Otto Scharmer).
Achtsamkeit ist ein Konzept, das wesentliche die oben genannten Punkte beinhaltet. Sowohl Individuen als auch Organisationen können achtsam sein. Achtsame Organisationen beinhalten ein achtsames Management und achtsame Mitarbeitende. Es gibt solche Organisationen. Eine interessante Darstellung findet sich unter anderem im Buch „Das Unerwartete managen: Wie Unternehmen aus Extremsituationen lernen“ von Karl E. Weick und Kathleen M. Sutcliffe.
Es gibt solche Organisationen. Hier eine Rückmeldung aus einer achtsam geführten Organisation, welche auf die Herausforderung durch Corona gut vorbereitet war: “Es war wieder ein spannendes Jahr und Sie haben viel bewirkt – die Auswertungsworkshops wurden online geholt, vorab wurden die Führungskräfte in praktischen Workshop-Tools geschult, die 360 Grad-Befragung wurde an die aktuelle Führungsausrichtung angepasst. Sie sind Online-Experte geworden und haben einen Raum geschaffen, in dem sich verschiedene Firmen zu Ihren Herausforderungen austauschen konnten. Danke, auch für die angenehme und stets professionelle Zusammenarbeit!”
Corona ist ein Aufruf an uns alle, achtsamer zu werden.