Hinweis: Das Interview entstand in den letzten Tagen vor der Umfirmierung des MDK zu MD. Daher wird die Bezeichnung MDK verwendet.

Wellendorf:

Hallo. Ich bin Jens Wellendorf. Neben mir sitzt Dr. Axel Meeßen, seit über 10 Jahren Geschäftsführer des MDK Berlin-Brandenburg. Als er zum MDK wechselte, war der MDK ein anderer. Für mich ist der MDK Berlin-Brandenburg ein Vorzeigebeispiel für eine gelungene Veränderung von einer etwas veränderungsträgen behördenähnlichen Organisation zu einem hoch dynamischen und resilienten Unternehmen. Der MDK wächst und floriert und hat sich auch sehr schnell auf die Herausforderungen durch die Coronapandemie eingestellt. Herr Dr. Meeßen, ich vermute Sie haben einen großen Anteil an den Veränderungen des MDK. Können Sie mir eingangs erzählen wie es war zum MDK zu wechseln? Welches Bild hatten Sie von ihm und welche Ideen hatten Sie damals schon, den MDK zu verändern?

Dr. Meeßen:

Wellendorf:
Ja, vielen Dank. Was sind denn aus ihrer Sicht die größten Veränderungen des MDK innerhalb der letzten zehn Jahre? Und wie steht der MDK eigentlich heute da, wie hat er sich entwickelt? Also das könnte auch interessant sein für Menschen außerhalb des MDK, die den MDK nicht so gut kennen. Können Sie da ein bisschen beschreiben, wie der MDK heute dasteht und wie er sich entwickelt hat in den letzten zehn Jahren?

Dr. Meeßen:

Wellendorf:
Was ist Achtsamkeit, Herr Meeßen? Können Sie das definieren oder beschreiben, was das für Sie ist?

Dr. Meeßen:

Wellendorf:
Ja, Sie sind ja für mich so ein Vorzeigebeispiel eines Menschen, der seine inneren Überzeugungen auch in die Organisation hereinträgt und weshalb die Veränderung in der Organisation wahrscheinlich auch funktioniert und dauerhaft und nachhaltig werden kann. Denn meine Vermutung ist, dass nur wenn Sie innerlich total zu diesen Überzeugungen stehen das auch dauerhaft implementiert werden kann. Also ein Strohfeuer bei einer Einführung von organisationaler Achtsamkeit ist ja wahrscheinlich nicht wirkungsvoll und nachhaltig. Mögen Sie mir noch ein bisschen erzählen, wie Sie selber überhaupt, also vielleicht auch als Privatmensch, zu dem Thema Achtsamkeit gekommen sind?

Dr. Meeßen:

Wellendorf:
Was hat das mit den Stoikern zu tun?

Dr. Meeßen:

Wellendorf:
Das heißt im Prinzip entfalten Sie nach außen mehr Veränderung, wenn Sie sich auf das fokussieren, was Sie selber machen können, ohne zu versuchen das Außen so direkt zu beeinflussen, wenn ich das richtig verstehe. Das ist natürlich ein super spannender Veränderungsansatz und ich wollte nochmal zurückkommen auf diesen Zusammenhang zwischen Ihnen und dem MDK und dass Sie Ihre eigenen Überzeugungen vielleicht auch in den MDK hereingetragen haben. Wie hat denn der MDK darauf reagiert? Oder vielleicht etwas genauer: Wie hat Ihr stellvertretender Geschäftsführer reagiert? Und wie hat der Führungskreis reagiert? Vielleicht zur Erläuterung: Der Führungskreis ist das Hauptmanagement des MDK, also der Managementkreis. Und der wurde von Ihnen ja auch zu einer, ich sage mal sehr starken, Managementgruppe aufgebaut. Mögen Sie ein Wort zur Rolle diese Führungskreises sagen und wie dort reagiert wurde auf Ihr Anliegen das Thema Achtsamkeit in den MDK zu tragen?

Dr. Meeßen:

Wellendorf:
Sie haben sich auch mit Frederic Laloux beschäftigt, Reinventing Organizations. Hat dieser Beratungsprozess damit etwas zu tun?

Dr. Meeßen:

Wellendorf:
Ich möchte nochmal zurückkommen auf dieses Thema Achtsamkeit und Veränderung. Sie haben vorhin gesagt im MDK ging es um Veränderung ohne Krisen, was ich schon sehr beachtlich finde, denn im Moment stecken die meisten Organisationen in der größten Krise ihrer Existenz seit der Corona-Pandemie und Sie sagen „Ja, wie haben eigentlich keine Krise.“. Vielleicht hat das ja auch schon damit zu tun, mit dieser Achtsamkeit, dass die schon ganz gut etabliert ist und funktioniert. Es gibt ja einen Ansatz, der sagt: Achtsamkeit ist eigentlich der Weg für Organisationen, um frühzeitig Risiken zu erkennen und mit schweren Gefahren umgehen zu können, indem man kleine Anzeichen von Veränderungen halt sehr achtsam wahrnimmt und möglichst frühzeitig auch richtig bewertet und darauf reagiert. Also zum Beispiel in Hochrisikoorganisationen ist dieser Ansatz stark verbreitet. Haben Sie das Gefühl, dass die Achtsamkeit, die Sie in den Menschen im MDK, aber auch in der Organisation, sehen, mit der Bewältigung der Corona-Pandemie etwas zu tun hat? Ich sehe den MDK da als sehr vorbildlich, was das angeht.

Dr. Meeßen:

Wellendorf:
Ja, seit über zehn Jahren werden die Ergebnisse von Mitarbeiterbefragung und von Führungskräftefeedback beim MDK jedes Mal besser. Sie führen konsequent derartige Befragungen und Feedbacks im Wechsel miteinander durch. Welchen Stellenwert haben denn solche Feedback- und Veränderungsinstrumente für den Wandel innerhalb des MDK?

Dr. Meeßen:

Wellendorf:
Ja, wir haben viel über Veränderung geredet, auch innerhalb der letzten zehn Jahre. Aber es hört ja nicht auf, der MDK verändert sich weiter. Und auch Sie hören nicht auf und bringen immer wieder neue Impulse in den MDK. Das letzte, was ich von Ihnen gehört habe, ist der Ansatz des Mindful Leadership. Was sind im Moment Veränderungsprojekte, die Ihnen am Herzen liegen im MDK? Also welchen Wunsch haben Sie, wo die Reise von jetzt an hingeht?

Dr. Meeßen:

Wellendorf:
Das hört sich sehr spannend und lebendig an. Herr Meeßen, Sie haben in die Mitarbeiterbefragung eine Frage aufgenommen, die lautet: Ich würde einem guten Freund den MDK als Arbeitgeber empfehlen. Würden Sie einem guten Freund den Job als Geschäftsführer des MDK empfehlen?

Dr. Meeßen:

Wellendorf:
Dr. Meeßen, vielen Dank für dieses Interview.

Dr. Meeßen:
Sehr gerne, Herr Wellendorf.